Dr. Jana Koerth und Dr. Anna Lena Bercht sind die Projektleiterinnen des BMUV-Projektes Komm.Flut.Ost. am Geographischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Was es damit auf sich hat, erzählen sie uns im Interview.
KIEL.nachhaltig: Ihr habt kürzlich euer Forschungsprojekt „Kommunikation zu Überflutungsrisiken in Ostseeküstenstädten Schleswig-Holstein“ (Komm.Flut.Ost.) gestartet. Was hat es damit auf sich?
Jana: Wie in vielen anderen Küstenregionen werden Überflutungen auch in den Städten an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste durch den Meeresspiegelanstieg in Zukunft häufiger und intensiver auftreten. den Meeresspiegelanstieg in Zukunft häufiger und intensiver auftreten. Viele Küstenbewohner:innen wissen allerdings nicht, dass sie gesetzlich dazu verpflichtet sind, ihr Grund- und Gebäudeeigentum vor Hochwasserfolgen zu schützen. Und wir kennen Hochwasser hier an der Küste; das Wissen und die Erfahrungen sind da! Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) fördert von 2021 bis 2024 unser Projekt Komm.Flut.Ost. zu diesem Themengebiet.
Wie kamt ihr auf die Idee?
Anna Lena: Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit umweltpsychologischen Fragen,
vor allem mit der Frage, wie Menschen mit dem Klimawandelumgehen. Der Weltklimarat zeigt bereits heute auf, wie mögliche Spannweiten von zukünftigen Klimawandelfolgen aussehen, auch in unserer Region. Häufig fehlt es aber an geeigneten Mitteln und Wegen, diese zielgruppenspezifisch zu kommunizieren und konkrete Anpassungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Was ist euer Ziel?
Jana: Unser Ziel ist es, eine Klimakommunikationsstrategie in Form eines Leitfadens zur Eigenvorsorge bei Überflutungsrisiken für die Ostseeküstenstädte in Schleswig-Holstein erstmalig zu entwickeln. Hierfür wollen wir das Wissen und die Erfahrungen der Küstenbewohner:innen in Bezug auf ihre Eigenvorsorge bei der Anpassung an Überflutungsrisiken näher analysieren. Je mehr wir über ihre wahrgenommene Betroffenheit wissen, desto besser können wir die Klimakommunikationsstrategie auf ihre Bedürfnisse zuschneiden.
Wie geht ihr methodisch vor?
Anna Lena: Wir werden Befragungen und Interviews mit den Bewohner:innen in den Ostseeküstenstädten durchführen. Außerdem gibt es im internationalen Kontext bereits gute Beispiele für Klimakommunikation, die wir uns angucken werden.
Wer unterstützt euch?
Anna Lena: Uns unterstützen verschiedene Projektpartner:innen aus der kommunalen Praxis. Dazu gehören die Städte Flensburg, Eckernförde, Kiel, Lübeck und Rostock und das Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig- Holstein. Auch das Center for Ocean and Society der CAU Kiel bringt sich ein. Unser Ziel ist es, diese Akteure über Round Tables stärker miteinander zum Thema Klimaanpassung zu vernetzen. Das passiert noch viel zu wenig. Dabei sind die Städte mit ähnlichen Herausforderungen und Fragestellungen konfrontiert, sodass sie von einem interkommunalen Austausch profitieren können.
Habt ihr noch weitere Projekte?
Jana: Ja, wir leiten noch zusammen das Projekt „Überflutung? Eigenvorsorge. Wissen. – Eine Ausstellung zu Überflutungsrisiken“, kurz ÜberFlut. Dieses Projekt wird gefördert durch die Smarte KielRegion, die Teil des Förderprogramms „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) ist. Wir wollen im Herbst 2022 eine Ausstellung in Kiel, Lübeck und Flensburg zum Thema Eigenvorsorge bei Überflutungsrisiken durchführen.
Anna Lena: Alle Küstenbewohner:innen in Schleswig-Holstein sind herzlich dazu eingeladen, ihre Erfahrungen zu diesem Thema in Form von Fotos, Geschichten, Fragen, Zeichnungen und Ähnlichem bei uns einzusenden, die wir dann in Plakatform im öffentlichen Raum ausstellen möchten. Die Städte Kiel und Lübeck, das Schifffahrtsmuseum Flensburg, das Naturwissenschaftliche Museum Flensburg und das GEOMAR unterstützen ÜberFlut als Projektpartner:innen. Die Projektergebnisse werden zudem bei der Erstellung einer Smarte KielRegion Strategie Anfang 2023 berücksichtigt.
Jana: Weitere Informationen zur Teilnahme an der Befragung (Komm. Flut.Ost.) und der Ausstellung (ÜberFlut) befinden sich auf unserer Website www.kommflutost.de. Wir freuen uns über alle, die mitmachen und ihre Erfahrungen und Perspektiven zu Überflutungsrisiken teilen möchten.