Seit dem vergangenen Herbst bietet Hof Wittschap in der Rendsburger Landstraße die Gelegenheit, Bio-Gemüse frisch zu beziehen. Was die SoLaWi vor den Toren Kiels auszeichnet, haben wir mit den Erzeuger:innen besprochen.
KIEL.nachhaltig: Was bedeutet „Solidarische Landwirtschaft“ auf dem Hof Wittschap?
Die Solawi bedeutet für uns, neben allen wirtschaftlichen Aspekten, ein gemeinsames Erleben des Hofes. Wir lernen unsere Kund:innen kennen und sie uns. Das ermöglicht einen intensiven Austausch, Wünsche und Kritik erreichen uns direkt, sodass wir darauf eingehen können. Bei den Verteilungen und noch mehr bei Mitmachaktionen begegnen sich auch die Solawista, was Austausch und Gemeinschaft ermöglicht.
Seit wann bieten Sie dies für die Menschen in der Kieler Region an?
Im September 2021 starteten wir unsere Solawi als Experiment mit persönlichen Einladungen an einen kleinen Kreis von Stammkund:innen vom Wochenmarkt, Freundinnen und Freunden und Bekannten.
Wie viele Mitglieder sind bereits dabei?
Begonnen haben wir mit 28 Mitgliedern und wollen nun auf bis zu 100 erweitern. Oft hören wir, dass es eine Herausforderung ist, sich mit saisonalem und vielleicht auch mal unbekanntem Gemüse zu beschäftigen, dies aber überwiegend als Bereicherung empfunden wird. Außerdem sind die Einblicke in das Hofgeschehen interessant für unsere Mitglieder. Besonders auch für Kinder ist es spannend zu erleben, wo das Essen herkommt.
Wie kommen die Kund:innen („SoLaWista“) an ihr Gemüse?
Unsere Solawista holen sich ihr Gemüse in der Regel bei uns auf dem Hof ab, wo es hergerichtet wartet, wie auf dem Wochenmarkt, nur mit Selbstbedienung. Dafür haben wir zwei Abholtermine, freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Ab Juli planen wir ein Depot in der Innenstadt, weil der regelmäßige Weg zu uns raus einigen Kieler:innen doch zu weit ist.
Warum ist die Solidarische Landwirtschaft in Ihren Augen ein zukunftsträchtiges Konzept?
Uns bietet die Solawi Planungssicherheit. Auch im Frühjahr, wenn das Gemüse knapp ist, können wir durch die regelmäßigen Beiträge unsere Kosten decken. Wir sind etwas unabhängiger von Marktpreisen. Fällt eine Ernte gering aus oder wird von Schnecken angeknabbert, tragen wir das Risiko gemeinsam mit unseren Solawista. Ebenso profitieren unsere Mitglieder von guten Erträgen durch größere Anteile.
Wo bauen Sie das Gemüse an und welche Sorten sind dabei?
Unser Hof liegt in Melsdorf, angrenzend an Kiel-Russee, ein zusätzliches Feld haben wir in Mielkendorf. Der Hof umfasst etwa 50 Hektar, von denen wir jedes Jahr ungefähr fünf für den Gemüsebau nutzen. Wir haben 800 Quadratmeter Folientunnel, wo wir eine bunte Auswahl an Tomaten, Gurken, Paprika und vieles mehr anbauen. Auch die Auswahl an Feldgemüse ist bunt und vielfältig – es fällt im Herbst bei der Anbauplanung gar nicht so leicht, sich für bzw. gegen Sorten zu entscheiden. Wir bauen eine Vielzahl an Kohlsorten, Kürbis, Kartoffeln, Zwiebeln, Wurzel- und Feingemüse an. Im April haben wir, gefördert vom Nabu, eine Streuobstwiese gepflanzt. Hof Wittschap ist seit 2005 ein anerkannter Demeter-Betrieb.
Was sind die Hürden beim Aufbau einer Solidarischen Landwirtschaft?
Da wir kein reiner Soalwi-Betrieb sind, sondern unser Gemüse auch auf dem Exerzierplatz-Wochenmarkt und im Hofladen verkaufen, müssen wir uns überlegen, wie viel Gemüse der Solawi zusteht. Aber da wir sie klein als Experiment begonnen haben, konnten wir uns an diese und andere Fragen gut herantasten.
Können sich Interessierte noch melden?
Unbedingt, sehr gern. Einfach eine Mail an solawi@wittschap.de schreiben. Dann melden wir uns gern mit den Details.
Das Interview führte Sebastian Schulten