Lebensmittel gehören nicht in den Müll. Dieses Motto hat sich die Initiative foodsharing e.V. auf die Fahne geschrieben. Wir verraten, was hinter diesem erfolgreichen Projekt steckt.
Abends um halb zehn in Deutschland: Wer zu dieser Zeit einen Supermarkt betritt, kann sorglos durch die Regalreihen schlendern und schnell noch den Einkauf für die nächsten Tage erledigen. Die Regale sind gut gefüllt. Und auch das Brot für den nächsten Morgen ist gesichert. Doch was passiert mit den Lebensmitteln, die nach Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums – oder manche sogar vorher – aussortiert werden müssen? Sie landen im Müll.
Laut einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus dem September 2019 landen in Deutschland jährlich insgesamt 12 Millionen Tonnen Lebensmittel und die Ressourcen, die für deren Herstellung verwendet werden, im Müll. Davon sammeln sich 1,4 Millionen Tonnen in der Primärproduktion zum Beispiel nach der Ernte oder Schlachtung an und 2,2 Millionen Tonnen in der Verarbeitung der Lebensmittel. 500.000 Tonnen Lebensmittel werden im Groß- und Einzelhandel entsorgt, hinzu kommen 1,7 Millionen Tonnen in der Außer-Haus-Verpflegung. Doch wie kommen die restlichen 52 Prozent zustande? Dafür sind wir, die privaten Haushalte, verantwortlich mit 6,1 Millionen Tonnen! Genau dieser Verschwendung im Handel und Haushalt nimmt sich die Initiative foodsharing e. V. an. Mit ihren Foodsharer:innen und Foodsaver:innen, Fairteilerstellen und Essenskörben retten sie nicht verkaufte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten sowie von kleinen und großen Betrieben. Insgesamt haben sie schon mehr als 70 Millionen Kilogramm Lebensmittel erfolgreich vor dem Müll gerettet.
Aktiv bei foodsharing
Die foodsharing-Initiative entstand 2012 in Berlin. Mittlerweile ist sie zu einer internationalen Bewegung mit mehr als 400.000 registrierten Nutzern:innen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und weiteren europäischen Ländern herangewachsen. Mit ihrer Reichweite versteht sie sich auch als bildungspolitische Bewegung und definiert nachhaltige Umwelt- und Konsumziele. Mit dem Engagement setzt sich das foodsharing-Team unter anderem für einen Wegwerfstopp und gegen den Verpackungswahnsinn der Supermärkte ein.
Einfach mal ausprobieren: Wer selbst Lebensmittel retten und sich gegen die Verschwendung wichtiger Ressourcen einsetzen möchte, kann sich unter www.foodsharing.de als Foodsharer:in registrieren. Die Mitglieder der foodsharing-Community arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich. Die Initiative foodsharing ist und bleibt kostenlos, nicht kommerziell, unabhängig und werbefrei. Nach der Registrierung gibt es mehrere Möglichkeiten, sich zu engagieren.
Viele große und kleine Betriebe arbeiten bereits mit foodsharing zusammen und bieten regelmäßig nicht verkaufte und noch genießbare Lebensmittel zur Abholung an. Angemeldete Foodsharer:innen kommen je nach Menge mit anderen Mitgliedern zum vorgegebenen Treffpunkt und nehmen die noch genießbaren Produkte mit. Anschließend verteilen sie die Lebensmittel kostenfrei an Vereine, Tafeln, Suppenküchen, Freund:innen, Nachbar:innen und natürlich über das foodsharing-Netzwerk oder Fair-Teiler, öffentliche Regale zum Austausch von Lebensmitteln. Der Rest kann in der eigenen Küche verwertet werden. Sollten im eigenen Haushalt mal Reste anfallen, freut sich die lokale foodsharing-Community über virtuelle Essenskörbe. Die Übergabe organisieren die Mitglieder über die foodsharing-Plattform.
Eine tolle Geschichte
Eine wirklich beeindruckende Geschichte ereignete sich vor einiger Zeit in dem Dörfchen Rumohr südlich von Kiel. Eine Auslieferung der Firma Oatly ins EU-Ausland konnte nicht wie geplant stattfinden. Tonnenweise kühlpflichtige Hafermilch und Brotaufstriche konnten plötzlich nicht mehr verkauft werden und drohten in der Tonne zu landen. Um das zu vermeiden, kontaktierte Oatly auf schnellstem Wege das foodsharing-Netzwerk, das sich natürlich an der „Rettungsaktion“ beteiligte. Anschließend lieferte Oatly die in dem Moment überschüssigen Lebensmittel auf eigene Kosten in verschiedene Bundesländer aus. Auf diesem Weg kamen sechs Paletten Hafermilch im kleinen Rumohr an. Die dortigen foodsharing-Botschafterinnen Annika und Sabine sowie der Bezirk Neumünster aktivierten die Bezirke im Umkreis und binnen 70 Minuten waren alle Paletten Hafermilch im Norden verteilt. So schnell können gute Dinge geschehen.
Also, mitmachen und Lebensmittel retten! Hier gibt es alle nötigen Infos: www.foodsharing.de.