Es gibt was auf die Ohren: Anna und Eva sprechen in ihrem Wissenschaftspodcast „Die drei Meerjungfrauen” wortgewandt, amüsant und informativ über faszinierende Meeresentdeckungen und Lebewesen, und zwar so, dass man ihnen auch entspannt lauschen kann, wenn man nicht vom Fach ist.
Moin liebe Anna, liebe Eva, bitte stellt euch erst einmal kurz vor: Welcher persönliche Bezug zum Meer spielt für euch eine Rolle?
Eva: Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Ort in Niedersachsen, ich bin also tatsächlich eher nahe der Nordsee groß geworden. Dort haben wir mit der Familie natürlich auch oft Urlaub am Meer gemacht. In der Schule war mir erst mal nur klar, dass ich gerne wissenschaftlich arbeiten möchte. Die Faszination für das Meer hat sich während des Studiums der Umweltwissenschaften entwickelt, besonders während einer kurzen Forschungsfahrt mit der Heincke, dem Schwesterschiff der hier in Kiel bekannten Alkor. Das Interesse für die Meere und insbesondere Meeresschutz war natürlich schon vorher da, alleine dadurch, dass die Meere am meisten durch den Klimawandel bedroht sind. Im ersten Semester des Studiums habe ich auch Anna kennengelernt.
Anna: Ich bin zwischen der Nord- und Ostsee groß geworden und habe dementsprechend viel Zeit an beiden Meeren verbracht. Außerdem kommt meine Mutter aus Zypern, wo wir seitdem ich klein war eigentlich jedes Jahr einige Wochen Urlaub gemacht haben. Das Mittelmeer ist also quasi mein zweites Zuhause. Schon von Klein auf haben mich Korallenriffe stark fasziniert, sodass ich nach der Schule ein Jahr in Australien verbracht habe, um unter anderem ans Great Barrier Reef zu reisen und dort eine Weile zu arbeiten. Während meiner Zeit dort war ich auch an einer Forschungsstation tätig und habe da für mich entschieden, in die Meeresforschung zu gehen.
Ihr habt ja beide den Masterstudiengang „Biological Oceanography“ in Kiel absolviert. Erzählt gern ein bisschen mehr über das Studium.
Eva und Anna: Man kann es sich eigentlich wie Meeresbiologie vorstellen – nur eben mit ein bisschen mehr Chemie, Physik und Geologie. Das ist auch wichtig, da prinzipiell ja alles miteinander wechselwirkt. Der Studiengang ist ein Masterstudiengang, sodass man schon einiges an Grundwissen aus dem Bachelorstudium mitbringen muss. Besonders cool ist es, dass der Studiengang am GEOMAR ist, so bekommt man aktuelle Forschung mit und gewinnt Einblicke in viele Arbeitsgruppen und Forschungsfelder.
Was ist für euch das Faszinierende an der Meereswissenschaft?
Eva: Beeindruckend finde ich immer wieder mit was für Methoden geforscht wird: Unterwasserkameras, Sensoren, Fahrzeuge, die aus der Ferne gesteuert werden können. Auch wie Lebewesen sich an den dunklen Lebensraum in der Tiefsee, heiße Hydrothermalquellen, an Fressfeinde oder bestimmte Salzgehalte angepasst haben, ist spannend. Meeresökologie, also wie Lebewesen mit der Umwelt um sich herum agieren, an außergewöhnlichen Gebieten wie beispielsweise in der Arktis, finde ich aufregend.
Anna: Das Meer ist weniger erforscht als unser Sonnensystem. Das finde ich schon krass. Die meisten Menschen gehen glaube ich davon aus, dass wir schon alles über unsere Meere wissen, aber ihnen ist nicht bewusst, wie erschwerend zum Beispiel der Druck in der Tiefsee für die großflächige Erforschung ist. Auch wenn wir mittlerweile extrem viele Techniken für die Forschung unter Wasser erfunden haben, so bleibt noch so vieles unerforscht und damit umso mehr Raum für junge Wissenschaftler:innen wie uns, Neues zu entdecken.
Wie seid ihr darauf gekommen, einen Podcast zu starten?
Eva: Ich höre total gerne Podcasts, weil mir so „nebenbei“ – wann immer ich will – Wissen vermittelt werden kann. Allerdings fehlte mir in vielen Wissenschaftspodcasts die studentische Perspektive und gerade in den Naturwissenschaften geht es oft um Physik und die Produzenten sind meist männlich. Da wir sowieso gerne und viel über Meeresthemen quatschen, habe ich Anna und eine weitere Freundin gefragt, ob wir das nicht selbst aufziehen wollen.
Worum geht es bei euren Podcasts genau? Über was sprecht ihr?
Anna und Eva: Wir versuchen jede ein Thema vorzubereiten, sodass eine von uns etwas über ein Lebewesen und die andere ein Phänomen aus den Meereswissenschaften erzählt. Manchmal sind es aber auch zwei Organismen oder zwei Phänomene, wir machen ja selbst die Regeln! Dabei versuchen wir die Dinge so zu erklären, dass jede:r sie verstehen kann. Das ist meistens gar nicht so einfach, aber auf jeden Fall eine gute Übung in Sachen Kommunikation. Uns geht es darum, dass wir den Leuten spannende Dinge erzählen, sie somit auch für die Meereswissenschaften begeistern und dadurch vielleicht auch auf Probleme wie Müllverschmutzung oder Ozeanversauerung aufmerksam machen können.
Euer Podcast heißt „Die Drei Meerjungfrauen”, weil ihr euch regelmäßig einen Gast, die dritte Meerjungfrau, einladet. Wer waren bisher eure Gäste und welche Wunsch-Meerjungfrau steht noch auf der Liste?
Eva: Ganz ursprünglich waren wir mal zu dritt, daher kam der Name und im Grunde ist Dung, die in den ersten Folgen noch zu hören ist, auch noch die dritte Meerjungfrau. Seitdem haben wir immer mal wieder Gäste, meist Kommiliton:innen von uns, die etwas Spannendes erlebt oder zu erzählen haben. Das finde ich auch super, weil das Gespräch dann auf Augenhöhe ist.
Anna: In der Zukunft wünschen wir uns Studierende oder Lehrende aus anderen Bereichen der Meeresforschung in unserem Podcast. Da interdisziplinäre Forschung super wichtig ist, wäre es schön, Menschen aus anderen Fachbereichen als der Ökologie bzw. Biologie zu Wort kommen zu lassen. Als Wunsch-Meerjungfrau würden wir uns total gern Mai Thi Nguyen-Kiem von MaiLab in den Podcast einladen, da sie für uns ein großes Vorbild der Wissenschaftskommunikation ist.
Was glaubt ihr, könnte oder sollte man in der „Meeresschutzstadt Kiel” möglichst zeitnah umsetzen, um bald mehr Meeresschutz vorzuleben?
Anna: Die frequentierte Kreuzfahrt überdenken. Wir verstehen, dass da ein großer Sektor hinter hängt und Tourismus für viele Menschen und Regionen wichtig ist. Aber die Kreuzfahrt ist eine Form des Massentourismus, die gravierende ökologische Folgen für die Meere und auch für den CO₂-Gehalt in unserer Atmosphäre mit sich bringt.
Eva: Generell sollte man sich klarmachen, dass Klimaschutz auch Meeresschutz bedeutet. Kiel hat einerseits den Klimanotstand ausgerufen, andererseits werden Naturräume zerstört, um Autobahnen zu bauen. Das passt nicht zusammen. Wer die Meere schützen will, muss das Klima schützen. Ansonsten sollte über den Zustand der Meere berichtet und auch über die Ostsee informiert werden, denn man kann nur schützen, was man kennt und versteht. Viele Leute wissen sicher gar nicht, dass das Mikroplastik in ihren Shampoos und der Reifenabrieb ihrer Autos zum Plastikproblem in den Meeren beitragen.
Mehr unter www.diedreimeerjungfrauen.de
und www.instagram.com/diedreimeerjungfrauen
Unter dem Motto OceanUp SH stellt euch der Ocean Summit Kiel regelmäßig Start-ups und Projekte aus Schleswig-Holstein vor, die sich mit ihren Ideen, Aktionen und Innovationen für die Meere engagieren. Auf www.ocean-summit.de/Magazinkönnt ihr noch mehr zum Podcast der „Drei Meerjungfrauen“ lesen.