„Bock auf die Herausforderung“

Es war die Teilnahme an der Archipelago Raid 2005, das wohl härteste Rennen auf einem Katamaran, welches die Initialzündung für Michael Walthers weiteres Engagement für die folgenden Jahren gab. Fünf Tage lang segelte der gebürtige Norderneyer eine Regatta zwischen Stockholm und Finnland. 18 Stunden täglich harte Arbeit, um das Boot auf Kurs zu halten, wenig Schlaf, dazu rauher Seegang. „Ich liebe das Extreme und habe Spaß daran, an meine Grenzen zu gehen“, sagt der ehemalige dreifache deutsche Meister der Hobie Tiger Klasse.

Start des Zero Emissions Projekt

Walther sammelte während seiner Profikarriere auf dem Katamaran seine ganz eigenen Eindrücke über den Zustand der Meere. Ihr Schutz liegt ihm deshalb ganz besonders am Herzen. Wie könnte man also den Klimaschutz in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken, ohne den berühmten Zeigefinger zu erheben und andere Menschen für die Sache zu begeistern? Das war zumindest die Überlegung des Wassersportlers, der 2008 gemeinsam mit Thomas Reinke das Zero Emissisons Projekt gründete. Grundlage ist neben der Wassersportbegeisterung eben auch die Liebe zur unberührten Natur. Bereits damals war klar, dass der Umweltschutz cool und interessant sein muss, um mehr Menschen zu erreichen. Was oberflächlich klingt, ist leider bitterer Ernst.

Nur dann würde Walther mit seinem Projekt und seinen Themen Zielgruppen erreichen, die sich bisher nicht mit Klimawandel, Vermüllung und Übersäuerung der Ozeane oder Einsparung von Ressourcen beschäftigt haben. Mit seinen Aktionen zeigt der ehemalige Profi-Wassersportler mit einem Sack voll Hummeln im Hintern eindrucksvoll, dass Engagement für das Klima nicht nur Spaß machen kann, sondern auch noch Abenteuer bereithält. Neben verschiedenen Segelprojekten integrierte Walther 2013 eine weitere Wassersportart– das Stand-Up-Paddling (SUP). Weil ihm das Segeln zum Teil zu aufwendig war, griff der Klimaaktivist immer häufiger zum SUP-Board und paddelte auf den Meeren der Welt herum. Erst vor der Küste Schleswig- Holsteins, dann vor Dänemark (2015) und schließlich quer durch den Nord-Ostsee-Kanal (2018), um zu zeigen, dass seine Reisen klimafreundlich und ohne die Erzeugung von CO2-Emissionen möglich sind.

Nach 1,5 Jahren der Planung ging es im Mai 2018 nach Aasiaat, an die Disko Bay (Grönland). Von dort paddelte Walther per SUP nach Ilulissat, auf der Suche nach Eis und Spuren des menschengemachten Klimawandels. Gemeinsam mit seinem Team trat er dabei mit vielen Menschen vor Ort in einen engen Kontakt und gewann unglaublich viele Eindrücke und Informationen.

Ehemalige Wassersportprofis mit neuer Mission: Mario Rodwald und Michael Walther setzen sich gemeinsam für die Umwelt ein

Vom Großen ins Kleine übertragbar

In Grönland ist der Klimawandel durch das Schmelzen des nicht mehr so ewigen Eises besonders sichtbar. Hierzulande wirken hingegen zusammenfallenden Eisriesen weniger bedrohlich, gelten als sehr abstraktes Naturschauspiel – noch. Denn wenn der Meeresspiegel in den kommenden Jahren immer rasanter steigt, wird Walther auf seinem SUP wohl einige weitere Wasserstraßen nutzen können, um auf die Klimakathastrophen wie die weltweite Erderwärmung aufmerksam zu machen. Neben seiner Tour auf dem SUP um Schleswig-Holstein (2020), bei der er und Mario Rodwald in acht Tagen 700 Kilometer emissionsfrei zurücklegten, verbrachte Walther zuletzt einige Stunden mehr auf dem schwimmenden Board: 1.300 Kilometer paddelte der Ex-Segler von Basel in der Schweiz nach Kiel. Der Rhein, diverse Kanäle, die Weser, die Elbe und der Nord-Ostsee-Kanal waren dabei seine nutzbaren Wasserstraßen, die er nur mithilfe seiner Muskelkraft überwand.

Kompostierbares SUP

Er selbst ist selbstkritisch genug, um zu behaupten, dass sein eigener ökologischer Fußabdruck im Laufe seines Lebens nicht immer der grünste war. Neben den vielen Flugreisen während seiner Jugend sei es auch der Wassersport selbst, der in den meisten Fällen nicht besonders nachhaltig sein soll. Zu viele nicht mehr benötigte Boards würden in den Lagerorten von Surfschulen verrotten und ihr Material in die Welt hinaus streuen. Zusammen mit dem Kieler Boardlab hat Michael Walther deshalb im März das weltweit erste, kompostierbare SUP vorgestellt. Am 1. und 8. Juli wird der Extremsportler zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Camp-24/7 eine Umweltschutz- und SUP-Aktion im Kieler Hafen starten. Gemeinsam mit allen Interessierten wird Walther auf der Förde paddeln und anschließend über Nachhaltigkeit, Wassersport und seine Touren durch Grönland, Schleswig-Holstein und Basel bis Kiel berichten.


Mit seinem kompostierbaren SUP wirkt Walther dem Müllproblem entgegen

Weitere Informationen zu Michael Walter findet ihr auf www.ZeroEmissions.eu sowie im Kurzfilm THE GREAT ROUTE von Max Stolarow, der in den vergangenen Jahren nationale und internationale Preise gewinnen konnte.