Es knistert und knabbert – jedenfalls, wenn man ganz aufmerksam lauscht. Dann sind nämlich die Schmatzgeräusche der Würmer zu hören. Wir haben uns mit den Jungs von Insection getroffen und stellen die Frage: Sind Insekten die Nahrung der Zukunft?
Insekten als Nahrungsmittel – „Wo viele andere Länder schon deutlich weiter sind, hängt Deutschland etwas hinterher“, sagt Maximilian Owen neben seinen Kollegen Alireza Zarei und Michel Schumacher von Insection, die genau das ändern wollen. Sie züchten Mehlwürmer, die übrigens die Larven der Mehlkäfer sind, um verschiedene Verwendungsmöglichkeiten für eine zukünftige Ernährung herzustellen. „Die Scheu vor Insekten als Bestandteil des täglichen Essens ist in westlichen Gesellschaften weit verbreitet – zu Unrecht“, da ist sich Maximilian sicher. „Es steckt viel Potenzial für die Lebensmittelindustrie dahinter”, schiebt er schnell hinterher, als wir uns die Entwicklungsstadien des Mehlkäfers zeigen lassen. In großen Kisten tummeln sich die kleinen Larven und fressen sich durch Haferflocken und Möhren in Bio-Qualität. Die Qualität des Fressens, das die Jungs den Würmern geben, ist ihnen besonders wichtig, damit am Ende ein ebenso hochwertiges Produkt entstehen kann.
„Wir stehen bereits mit Demeter in Verbindung”, erzählt Maximilian stolz über den Kontakt zum Bio-Anbauverband. Begonnen hat alles auf dem zugigen Dachboden von Ali und mit dem YooWee- Doo-Ideenwettbewerb, den die Drei 2020 im Rahmen ihres Studiums an der School of Sustainability gewonnen haben. Ausgezeichnet werden dabei innovative und nachhaltige Konzepte. „Wir wollen zeigen, wie vielfältig die Ernährung mit Insekten sein kann und mit Rezeptideen und gemeinsamen Koch-Events tolle Aktionen starten”, erzählt Michel, als wir uns in ihren Räumen in der StrandFabrik, dem CoWorking-Space in Friedrichsort, das Gekrabbel anschauen. Die fallenden Temperaturen auf dem Dachboden boten für die Tiere schnell nicht mehr das richtige Klima – bei niedrigen Gradzahlen fahren die Larven und Käfer ihre Aktivität und ihren Stoffwechsel herunter – ein neuer Standort musste her. Durch die Unterstützung der Start-up-Beauftragten der Stadt Kiel, Katharina Utecht, kam der Kontakt zu Lukas Zarling zustande, der auch für dieses Start-up einen Platz in seiner StrandFabrik hat. Die erhöhten Temperaturen haben den Käfern ordentlich eingeheizt, sodass sie nicht anders konnten, als sich zu vermehren. Angefangen mit nur einem Kilo, waren es nach dem zweiten Zyklus schon 20 Kilo Mehlwürmer. „Unser Ziel ist es, bald 200 Kilogramm im Monat produzieren zu können”, sagt Ali.
Während sie ihren Wurmbestand vergrößern, gibt es noch viel zu tun, bevor die Geschmackserlebnisse starten können – Marktanalyse, Zertifizierung und vieles mehr. Gut, dass es da die Unterstützung der StrandFabrik sowie der Stadt Kiel gibt. Und auch wenn es uns Überwindung kosten wird, wir sind dabei, wenn die Jungs zum ersten Mal „zu Tisch bitten”.