Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer über die Nachhaltigkeitsziele der einzigen deutschen Landeshauptstadt am Meer.
Kommunen und Städte spielen bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele eine wichtige Rolle: Sie sind die staatliche Ebene mit direktem Einfluss auf die konkreten Lebensbedingungen der Bürger*innen. Als Agenda-2030-Kommune und einzige deutsche Landeshauptstadt am Meer sehen wir uns in Kiel in besonderer Verantwortung zur Erreichung der Globalen Nachhaltigkeitsziele, vor allem in puncto Klimaschutz. Auch dafür hat Kiel den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 erhalten. Unser Engagement trägt das Motto „Für Kiel und die Welt: global denken, lokal durchstarten“ und fußt auf drei zentralen Säulen.
Verknüpfung von globaler und lokaler Verantwortung
Mit dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung haben wir ein renommiertes Forschungszentrum, das sich mit Klimawandel und Meeresschutz beschäftigt. In diesem Zusammenhang lag es auf der Hand, als erste deutsche Stadt der Zero Waste-Community beizutreten. Kiels Hafen soll mit seinem Blue-Port-Konzept zum ökologischsten Hafen in Europa werden. Zwei Landstromanlagen für die Fähren und Kreuzfahrtschiffe tragen schon jetzt dazu bei.
Leave no one behind
Alle Kieler*innen sollen auf dem Weg in eine nachhaltige und sozial gerechte Zukunft mitgenommen werden. Neben Förderprogrammen für benachteiligte Stadtteile gibt es viele Unterstützungsprojekte für Menschen mit wenig Geld. Diese Projekte sollen eine soziale und kulturelle Teilhabe sichern. Darüber hinaus gibt es verschiedene Instrumente der Bürger*innenbeteiligung.
Klimaschutz und Mobilitätswende
Kiel ist seit 1995 Klimaschutzstadt. Unser Ziel ist die Klimaneutralität – und zwar deutlich vor 2050. Grundlagen für die Mobilitätswende und die Klimaschutzziele der Landeshauptstadt bilden der „Masterplan Mobilität für die KielRegion“ und der „Masterplan 100 % Klimaschutz“. Dieser sieht verschiedene Maßnahmen vor, um die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 95 Prozent zu reduzieren und den Endenergieverbrauch zu halbieren. Durch die Ausrufung des „Climate Emergency“ im Mai 2019 hat der Klimaschutz in Kiel nun noch höhere Priorität. In einem ersten Schritt wurden deshalb 23 Maßnahmen vorgezogen, um den Klimaschutz in Kiel zu beschleunigen.
Energiequartiere sind dabei ein wichtiger Baustein. Bisher helfen bereits sieben konkrete Quartiersprojekte, unsere Ziele auf Stadtteilebene umzusetzen. Andere Maßnahmen sind die energetische Gebäudesanierung und die Neubau-Energieeffizienz im Bereich kommunaler Immobilien, die Umstellung des
kommunalen Fuhrparks auf E-Mobilität beziehungsweise Wasserstoff sowie der Ausbau des betrieblichen Mobilitätsmanagements. Von zentraler Bedeutung zum Erreichen der Klimaschutzziele ist die Mobilitätswende. Dabei wird auch mit den angrenzenden Kreisen an zukunftsfähigen Ideen gearbeitet. Ziel ist, den ÖPNV-Anteil in Kiel von unterdurchschnittlichen zehn Prozent auf 17 Prozent im Jahr 2035 zu heben. Leuchtturmprojekt ist die Einführung eines hochwertigen ÖPNV-Systems auf eigener Trasse. Eine erste Linie soll 2030 durch das Stadtgebiet führen.
Zur stetigen Attraktivitätssteigerung des derzeitigen Kieler Busverkehrssystems zählen eine stetige Angebotsausweitung, Taktverdichtungen, Tarif- und Busbeschleunigungsmaßnahmen sowie Mobilitätsstationen, die den Verkehrsmittelwechsel erleichtern sollen. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Elektrifizierung der Busse der Kieler Verkehrsgesellschaft, die schon erheblich vorangebracht werden konnte.
Eine Besonderheit in Kiel ist die Förde-Schifffahrt als wichtiger Teil des ÖPNV. Ziel ist eine Taktverdichtung auch im Fährverkehr, eine Ausweitung der Fördequerung und die Umstellung der Flotte auf moderne Fähren mit vollelektrischem oder Plug-In-Hybrid-Antrieb. Für den Radverkehr wurde die Zielmarke von ursprünglich 25 Prozent im Jahr 2035 im Zuge des Climate-Emergency Beschlusses auf das Jahr 2025 vorgezogen. Bausteine sind der Bau von Radpremiumrouten, ein günstiges Bikesharing-Angebot, die finanzielle Radförderung für städtische Mitarbeiter*innen sowie der Bau von Fahrradabstellanlagen und-parkhäusern.